31.03.25 –
Aktueller Stand: DS/1164/IX
Die Bezirksverordnetenversammlung wolle beschließen:
Das Bezirksamt wird ersucht, gemeinsam mit Kulturschaffenden und Historiker*innen im Bezirk die Geschichte von Josef Bohinge Boholle und Anton M’bonga Egiomue im öffentlichen Straßenland sichtbar zu machen, z. B. durch eine Informationstafel, Straßenumbenennung oder ein Ehrendenkmal und damit eine dauerhafte Auseinandersetzung mit deutscher Kolonialgeschichte in Karlshorst anzuregen.
Begründung:
Die Biografien von Anton M’bonga Egiomue und Josef Bohinge Boholle belegen, dass auch der Bezirk Lichtenberg eine besondere Geschichte afrodiasporischer Menschen vorzuweisen hat. Anton M’bonga Egiomue und Josef Bohinge Boholle (aus Kamerun) sind nach der Arbeit bei der Berliner Kolonialausstellung im Jahr 1896 in Deutschland geblieben und haben sich später in Karlshorst niedergelassen. Anton M’bonga Egoimue machte eine Ausbildung zum Schuster während Josef Bohinge Boholle Tischler wurde. Es gibt zudem historische Belege dafür, dass mindestens einer der beiden Personen sich zivilgesellschaftlich engagiert hat. Anton M’bonga Egiomue engagierte sich (vermutlich als erste Schwarze Person in Deutschland) bei der Freiwilligen Feuerwehr in Karlshorst. Diese zwei Biografien bieten eine besondere Gelegenheit, sich mit der deutschen Kolonialgeschichte auseinanderzusetzen und die Sichtbarkeit von Schwarzen Menschen im Bezirk Lichtenberg zu verbessern. Ein Dialog mit Historiker*innen, dem Verein Geschichtsfreunde Karlshorst im Kulturring Berlin und dem Museum Lichtenberg kann dem Anliegen besonderem Schub verleihen.
Afrodiasporisch: Der Begriff afrodiasporisch bezeichnet allgemein das gemeinschaftliche kulturelle Erbe der von Afrika fernablebenden Menschen und Gemeinschaften, ihre Identität, ihre afrikanischen Wurzeln und ihre afrozentrische Weltanschauung.
Das Bezirksamt bittet die Bezirksverordnetenversammlung, Folgendes zur Kenntnis zu nehmen:
Die aktuelle, bis 29. Juni 2025 laufende Ausstellung „Erinnern in Lichtenberg“ widmet sich unter anderem der Kolonialgeschichte Lichtenbergs, wie auch konkret den Lebensläufen von Anton M’bonga Egiomue und Josef Bohinge Boholle in Karlshorst. Im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung hielt am 3. Juli 2024 der Historiker Dr. Clemens-Maier Wolthausen, der im Rahmen eines Bezirkskulturfonds-Projekts zum Thema koloniale Spuren in Lichtenberg geforscht hat, einen Vortrag im Museum Lichtenberg.
Am 9. Oktober 2024 fand ein weiterer Vortrag von Michael Laschke zum Thema „Kolonialemigranten in Karlshorst“ statt, in dem es um diese beiden Personen und ihre Familien ging. Im Mittelpunkt standen sie auch bei einer Führung Laschkes am 19. Oktober 2024 in Karlshorst, die vom Förderverein des Museums organisiert wurde.
Im Jahr 2025 wird bei den Kuratoren: innen Führungen zur Ausstellung besonders auf die Biografien von Anton M’bonga Egiomue und Josef Bohinge Boholle eingegangen.
Einer der Kuratoren der Ausstellung „Erinnern in Lichtenberg“, Thomas Irmer, hat zu beiden Biografien geforscht und unterhält auch Kontakt zu deren Nachfahren. Das Museum Lichtenberg veröffentlicht eine Broschüre „Koloniale Spuren in Lichtenberg“, in der auch das Schicksal beider Personen beschrieben wird. Im Februar 2025 wurde die Publikation im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung im Stadthaus vorgestellt. Diese Veranstaltungen waren gute Gelegenheiten, um mit dem Publikum einen breiten Beteiligungsprozess zu gestalten.
Thomas Irmer ist zu diesem Thema auch Gast der Gedenktafelkommission. Die Kommission wird gebeten, zu prüfen, ob und wie dieses Thema mit dem 130. Jahrestag der Gründung Karlshorst in Verbindung gebracht werden kann.
a) Auswirkungen auf die Umsetzung des strategischen Zielsystems:
#1, 5 und 6: Wir stärken das solidarische Miteinander aller Menschen in unserem Bezirk. Mit einer lebendigen Bürgerbeteiligung und einem Bekenntnis zu unserer Erinnerungskultur stärken wir unsere Kieze, in diesem Fall den Stadtteil Karlshorst.
b) Auswirkungen auf die Digitalisierung der Verwaltungsleistungen:
Keine
c) Auswirkungen auf den Haushaltsplan:
Keine
d) Auswirkungen auf die KLR und das Budget:
Keine
Kategorie
Antrag | Grüne Erfolge | Kultur, Bildung, Schule, Sport | Offene Gesellschaft